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Adventure Lake Tanganyika


Ein Kommentar

Kigoma

Kurz nach dem Frühstück läuft die Liemba in den Hafen ein. Vorher wollte der Immigrationsofficer unsere Pässe… Diese erhielten wir erst später, beim Verlassen des Schiffes, gegen Abgabe unserer Tickets wieder zurück.

Tschüss Liemba!

Tschüss Liemba!

Von den „Fahrrad-Briten“ erhielten wir den Tipp, in der Aqua-Lodge zu residieren. Luxus pur. Schaut selbst. – Kaum das Zimmer bezogen, ging es auch schon zum Markt. Was es da alles zu entdecken gab! Man muss allerdings hierzu sagen, dass Kigoma einerseits sehr fortschrittlich ist, andererseits aber herrscht hier auch das totale Chaos. Die Landschaft und alles drum herum erinnern uns sehr stark an Indonesienreisefotos.

Unsere Bleibe in Kigoma

Unsere Bleibe in Kigoma

Riesenpalme

Riesenpalme

Ja, und hier hatte ich auch mein allererstes „1.-Weltproblem“: Mein sambisches Mobiltelefon konnte hier keine Anrufe verarbeiten… „Kein Problem“, dachte ich mir, „mach das wie in Sambia: Geh an die nächste Strassenecke und kauf dir für ein paar Rappen eine SIM-Karte.“ Weitgefehlt! – Vorerst musste die SIM-Karte in einem Spezialshop registriert werden. Also los zum Registrieren. Nach einer gefühlten Ewigkeit funktionierte die SIM-Karte dann tatsächlich. Für umgerechnete CHF 3.50 gab es zwei Wochen unlimitiertes Internet dazu. Der Aufwand für den SIM-Kartenwechsel bestand also eigentlich nur darin, alles registrieren zu lassen.

Elektrosalat

Elektrosalat

Leider ist die Welt hier nicht nur heiter. Keine 200m neben unserer Lodge steht das UNHCR-Camp. Diese Abteilung der UN, bringt illegal zugereiste Kongolesen wieder zurück in ihre Heimat. (Einmal quer über den See.) Deshalb wimmelt es in dieser sehr kleinen Stadt von UN-Planen, UN-Fahrzeugen und UNHCR-Plakaten. Aber ich möchte eigentlich etwas anderes berichten. Auf meinem Rückweg bemerkte ich eine Frau, welche auf dem Boden sass. Sie schien mir gut gekleidet. Goldene Ringe. Sehr untypisch. Ich wechselte die Strassenseite. Sie stöhnte und winkte mir mit ihrem Pass zu. Ein europäischer Pass!? – Wieso hilft ihr niemand? Es sind hier bestimmt an die hundert Afrikaner unterwegs… – Schnell hob ich die Hand. Ein Taxi hielt. Auf meine Anweisung hin, trug der Taxifahrer die Frau ins Auto, nicht ohne vorher explizit zu betonen, dass diese Geste dann einen Mehrpreis zur Folge hätte. Ich aber hatte da bereits eine Idee. Ich wollte die Frau in die UNHCR bringen. Zufälligerweise hatte ich exakt an diesem Morgen auf einem Werbeplakat gelesen, dass die UN auch eine Health-Clinic betreiben würden. Und im Gegensatz zum Grossteil der Bevölkerung, sprächen die Leute dort auch Englisch.
Wie sich herausstellte, arbeitete die Frau für die Schwedische Botschaft und hatte ein Meeting in Kigoma. Während wir auf ihr Ergebnis des Malariatests warteten, erzählte sie mir vom schönen Mwanza, dem gefährlichen Dar-es-Salaam und ihrem Ferienappartement auf Zanzibar. Ich solle sie doch mal besuchen kommen, meinte sie. Leider funktionierte der Malariatest nicht, so dass ein zweiter gemacht werde musste. Meine Mitreisenden vermissten mich sicher schon. So tauschten wir schnell unsere Handynummern aus, und ich verabschiedete mich. Die Erkenntnis dieses Erlebnisses: Zivilcourage ist in dieser Stadt Definitiv nicht sehr verbreitet.

Markt

Markt

Es gibt eine Buslinie nach Mwanza. Morgen geht es los. Es sind nur acht Stunden Fahrt, das sollte also kein Problem sein. Besonders, weil wir früh starten und so am Nachmittag bereits am Lake Victoria sein können. Zuerst wollten wir aber jetzt ein Bad im See geniessen. Später gab es ein Nachtessen. Inmitten des Regens, geschützt unter einer UN-Plane, verspeiste ich dann Bananenfrites und ein ganzes Huhn.

Nachtessen

Nachtessen


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Die Liemba

Da war ich nun also. Mpulungu mit Leichtgepäck. Laut dem Marinebüro in Kigoma sollte die Liemba um 16.00 Uhr in Mpulungu ablegen. „Kann ja nicht schaden, vorzeitig einmal vorbeizuschauen“, dachte ich mir. Der Chief of Harbour schien ähnlich erfreut zu sein über die leere Anlegestelle wie ich. „No Liemba. At morning Liemba!“ Vom Immigrationsoffice erfuhr ich, dass sich am Morgen schon „red-with-withe-cross-passport-holder“, nach der Liemba erkundigt hatten. Das freute mich sehr.

Hafenoffice

Hafenoffice

Wiederum zurück bei Thomas, gab es erst einmal ein kühles Bier. Thomas verkörpert „den-Sambier-der-die-Welt-verändern-könnte“. Die Universität Bern pflegt seit Jahren eine gute Freundschaft mit ihm. Inzwischen besitzt Thomas das „Harbor Inn“, ein recht grosses Ressort, mit versteckten Guesthouses, einer grossen Bar inkl. Beamer (!) und einem Restaurant. Sofort setzte er sich zu mir. Ob ich denn wieder auf Kasakalawe spaziere? – Habe ich eine andere Wahl? – Verbring die Zeit hier! Ganz der Geschäftsmann; durch und durch! Weit gefehlt. Er lud mich zu sich nach Hause ein! Auf dem Menüplan standen Hamburger! Der Tag war endgültig gerettet, als ich sein Guesthouse sah: Doppelbett und Ventilatoren im Zimmer! Den Abend liessen wir bei kühlem Bier im privaten Whirlpool ausklingen.

Luxusguesthouse

Luxusguesthouse

05:51: Riesenkater. Rrrrrrrrrrrrt! Rrrrrrrrrrrrt! Der Immigrationsofficer persönlich. Er entschuldigte sich für das frühe Anrufen. Die Liemba sei nun in Sichtweite. – Nach kurzer Dusche, kletterte ich auf den nächsten Baum. Von hier aus machte ich auch das folgende Bild. (Das Krokodil forderte meine ganze Aufmerksamkeit…

Krokodil vor Mbita Island

Krokodil vor Mbita Island

Nahaufnahme Krokodil

Nahaufnahme Krokodil

Glücklicherweise trafen wir beim Einchecken einen vierten „Muzungu“. Er kam aus Kanada. – Anstelle meiner gebuchten First Class Kabine konnten wir nach gegenseitiger Absprache die FAMILIENKABINE beziehen. Diese hatte eine eigene Dusche und Toilette! Zusammen mit einem Schweizer Ehepaar das sich ebenfalls zu uns gesellt hatte nahmen wir also die Kabine in Beschlag. Es hat einfach super gepasst. Im Nachhinein, die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. (Ein Bad mit vier Muzungus zu teilen ist halt wesentlich angenehmer, als ein Bad mit 100 Afrikanern teilen zu müssen.)

Unser EIGENES Bad

Unser EIGENES Bad

Unsere Kojen

Unsere Kojen

Eingang in unsere Kabine

Eingang in unsere Kabine

Unterwegs auf dem Schiff: Von der Brücke aus ging es vorbei an VIP-Kabinen, Rettungsbooten, Verladekran, Kombüsen, Messe, Bar und Living-Bänken runter in die zweite Klasse. Der Unterschied war beeindruckend: Kaum Licht, eng, und dann eine gewaltige Geruchsexplosion… Ich wollte noch einen Blick in die dritte Klasse werfen: Kein Tageslicht, Metallbänke und so viel Lärm… Mit einem flauen Gefühl im Magen und einem grossen, schlechten Gewissen, kehrte ich von meiner Erkundungstour zurück in unsere luxuriöse Kabine… Zu krass die Unterschiede in diesem Land! Impressionen:

Ersatz-Notstromaggregat

Ersatz-Notstromaggregat

Feuerwehrequipment

Feuerwehrequipment

Naechtliches Umladen

Naechtliches Umladen

Warenumschlag

Warenumschlag

An dieser Stelle verzichte ich bewusst auf die Geschichte über die turbulente Vergangenheit der Liemba. Das können andere Leute definitiv besser: „Von GOETZEN bis LIEMBA: Auf Reisen mit einem Jahrhundertschiff“, Sarah Paulus und Rolf G. Wackenberg, ISBN: 978-3000420504 – Dieses Buch lag übrigens im Kontrollraum neben der Schalttafel… Später mehr dazu.

Frühstück

Frühstück

Das Essen an Bord schmeckte echt super! Reis, Frites, Spaghetti, Bohnen, Huhn, Fisch, Beef, Ananas, Mango und Äpfel! Alles war verfügbar und gekonnt gewürzt. Schade nur, dass das Ende dieses kulinarischen Vergnügens immer näher rückte. – Sehr selten wussten wir jedoch, wo sich die Liemba gerade befand.

Wo sind wir?

Wo sind wir?

Inzwischen begann es zu regnen. Tanzania ist doch tatsächlich humider als Sambia. Der Regen hielt an. An Bord sammelten sich kleine Seen. Ich aber genoss es vorerst der Hitze entkommen zu sein.

Verbotsbeschriftung

Verbotsbeschriftung

Nachmittags-Entertainment: Justin, der Chief-Ingineer führte mich durch die (immer offenstehende!) Tür, ins Herz „Double-Heart“ der Liemba. Wieso die Türe offen steht? – KÜHLUNG! Der alte Schornstein zieht Luft nach, dabei wird zugleich frische Luft in die 2./Crew Klasse gesogen. Damit bei stets offener Türe niemand unbefugt den Raum betritt, wurde auf die Innenseite in Suahili und Englisch ein Verbot aufgepinselt…

Blick in den Kontrollraum

Blick in den Kontrollraum

Der ohrenbetäubende Lärm verhinderte leider genauere Erläuterungen über die Motoren, Kompressoren, Generatoren und Pumpen. (Übrigens werden auf der Strecke Mpulungu – Kigoma 12’500 Liter Diesel verbrannt!) Wir verliessen den Motorenraum und gingen in den schalldichen Kontrollraum. Zu meinem Erstaunen lag da neben dem Schaltpult ein deutsches Buch: Das Liemba-Buch. Mir wurde erläutert, dass Titus, der langjährige Kapitän, das Buch von Deutschen als Geschenk erhielt. Mit Widmung. Weiter erfuhr ich, dass Titus nun der Kapitän eines, unter italienischer Flagge fahrenden, Forschungsschiffs sei. Es suche nach Erdöl im Lake Tanganyika…

Liemba-Buch im Controlraum

Liemba-Buch im Controlraum

Die Männer hier verbringen zu dritt, – der Ingenieur, sein Lehrling/Assistent und der Mechaniker – vier Stunden am Stück im Kontrollraum. Danach werden sie abgelöst und haben vier Stunden Pause. Nach vier Stunden müssen sie wieder in den Kontrollraum zurück. So geht es während der ganzen Überfahrt. Zurück zum Buch. Ob ich das Buch kenne; und ob ich die Sprache verstehe, wurde ich gefragt. So kam es, dass ich ihnen das Kapitel „Doubleheart“ laufend übersetzte. Immer wieder wurde ich von den interessierten Zuhörern durch Nachfragen unterbrochen.

[Vorlesungszeit]

Anschliessend bekam ich nochmal eine vollständige Schiffsführung. Es fehle Geld, um alles neu zu machen war der stete Tenor. Folge: An einigen Orten standen Plastikeimer unter undichten Rohren. Nicht genug damit, an einem Ort entdeckte ich funkensprühende Drähte. Dann das Herzstück, neben den Motoren: Die Steuerung. Weil das Ruder und die Speedregler auf der Brücke und die Controlpanels im Controlroom nicht mehr funktionierten, gab es Blinklampen, welche an einen Telegraph gekoppelt waren. Mit insgesamt zehn Knöpfen wurden die zwei Motoren und das Ruder gesteuert. Das hiess, wenn der Kapitän auf der Brücke „den Knopf“ drückte, leuchtete im Kontrollraum eine Lampe, worauf der Ingenieur den Kontrollraum verliess, um den Hebel am entsprechenden Motor in die gewünschte Richtung zu legen.

Motoren-Remote

Motoren-Remote

Drei Stunden später ertönte ein weiteres Mal das Schiffshorn, worauf die Liemba stoppte. Wo waren wir? Die Liemba hatte nun schon 1,5 Tage Verspätung. Draussen war es bereits finster und es regnete einmal mehr. Dann die Durchsage des Kapitäns: Wir würden die Nacht vor Kigoma ankern, der Hafen habe bereits geschlossen…

Hafen von Kigoma

Hafen von Kigoma

So verbrachten wir „privilegierten Muzungus“ den letzten Abend auf dem Schiff mit Twist und Tusker.

Kartenspiel

Kartenspiel

Übrigens: Meine Britischen Mitreisenden, wie auch das Schweizer Paar unterhalten ebenfalls einen Blog: http://www.canvasandwheels.com und http://www.oberlisontour.blogspot.com

Sonnenuntergang

Sonnenuntergang

Und? Genau! Hier der Sonnenuntergang vom Schiff aus. (Morgen folgt dann der Kigoma-Blog!)

Noch eine Information zu den Bildern: Da meine Kamera keine Verbindung mit dem iPhone erstellen kann, folgen die Bilder zu einen späteren Zeitpunkt.


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Letzte Arbeiten

Lange ist es her, seit ich die Blogwebseite das letzte Mal erneuert habe. Inzwischen ist so viel passiert, dass es gleich mehrere Einträge gibt. Aufgrund eines kaputten Adapters folgen die Fotos später.

Doch zuerst drei Wochen zurück, da waren wir noch richtig mit Tauchen beschäftigt. Schliesslich sollte das Projekt ja fertig werden.

Spuren der Unterwasserarbeit

Spuren der Unterwasserarbeit

Da wir nur noch zu dritt arbeiten, begannen für mich die Inventararbeiten früher als geplant. So musste ich meinen vorerst letzten Dryday darangeben, gemauerte Fisch-Aquarien herzurichten. Kisten ausräumen und waschen, jeden Gegenstand zählen, und am Schluss alles in den Computer eingeben. Dies ergab im Nu vierzehn Stunden arbeiten am Stück.

Kistenwaschaktion

Am Samstag war dann mein letzter Tauchgang. Sonntag bis Dienstag stand Hardcore-Packen auf dem Programm. Dabei kam unter anderem auch ein einwandfrei funktionierendes Video-Equipment aus den frühen Neunzigerjahren zum Vorschein. Zu dritt, im, inzwischen super-eingespielten Team: Ein Wimpernschlag. (Nur das O-Ringe-Zählen minderte die Stimmung kurzfristig etwas…)

Equipment trocknen

Weil wir so speditiv und planmässig gearbeitet hatten, brauchten wir den Reservetag (Mittwoch) nicht mehr. Wir entschieden also spontan, uns eine Wanderung zu den Dänen zu gönnen. Diese führen in einem privaten Projekt eine Schule für Kinder mit Schulabschluss, welche sich für die Highschool vorbereiten möchten. Finanziert und gefördert wird das ganze Projekt duch Privatinvestoren, Spendengelder und Volontäreinsätze: http://www.eventure.dk

Daenischer Garten

Daenischer Garten

Da die Einladung zur Übernachtung dort schon bestand, ging es am Dienstagmittag los. Vorbei am Sandstrand von Kasakalawe, durch drei verschiedene Dörfer mit Zuckerrohranbau nach Mbete. Hinter Mbete haben die Dänen ihren Wohnraum.

"Wanderweg"

„Wanderweg“

Zwei Stunden ging die kurze, extrem schöne Wanderung. Die Gastfreundschaft war überwältigend. Ebenso die Lodge. Beinahe ein „Europäisches Hotel“, denken wir, nein, besser noch: Ein europäisch anmutendes Hotel mit dem typischen sambischen Charme. Just beautiful!

Daenisches Toilettenhaus

Daenisches Toilettenhaus

Die Entscheidung draussen, auf einer Plattform zu schlafen war einfach genial!

Schlafen unter freiem Himmel

Schlafen unter freiem Himmel

Besonders der Sonnenaufgang und das anschliessende Schnorcheln werde ich in extrem schöner Erinnerung behalten.

Sonnenaufgang

Sonnenaufgang

Am nächsten Morgen (Mittwoch), besuchten wir die Wasserfälle, welche eigentlich ganz in der Nähe sein sollten… Der 110 Meter hohe Wasserfall war schlicht atemberaubend. Nach dreieinhalb Stunden Wanderzeit konnten wir endlich das erfrischende kühle Bad im Pool geniessen. Aus der 42 Grad heissen Luft ins 11 Grad kalte Wasser… Was für ein Erlebnis!

Wasserfall im Umland der Daenen

Der Rückweg war erstaunlich kurz und abwechslungsreich. Einfach nur herrlich, diese Landschaft! Und das Beste daran, wir können mit gutem Gewissen all das geniessen. Schliesslich sind die Transportkisten ja schon alle gepackt!

Gepackte Kisten

Gepackte Kisten

Unterwegs gönnten wir uns ein Kasawa-Bier. Meiner Meinung nach sollte dieses Bier Kasawa-SCHNAPS heissen… (Scheinbar gibt es die Tradition, dass Feldassistenten dieses einheimische, hochprozentige Produkt zumindest einmal probieren müssen.) Schlecht war es nicht wirklich, nur unser Wissen über „Special-Toppings“ welche unter anderem auch Zutaten wie Medikamente und Benzin beinhalten würden, erzeugte einen fahlen Nachgeschmack.

Bearbeiten der letzten Fische

Bearbeiten der letzten Fische

Donnerstag: Fische tätowieren, Fische (tote und lebende) für den Transport vorbereiten, sowie Kisten im einstündig-entfernten Departement of Fisheries einlagern. Bevor wir den letzten Abend in der Lodge geniessen konnten, folgte noch eine Ernüchterung, der ansonsten fast reibungslosen Fieldseason: Unser Boot ist immer noch nicht fertig repariert! Also werde ich als einziges, noch verbleibendes Mitglied unserer Crew auf meiner Exkurs-Rückreise noch einmal einen Tag „Einlagerungsstopp“ in Mpulungu machen.

Hier aber jetzt meine EXKURS-REISEPLÄNE: Mit der Liemba (Schiff) nach Kigoma. Danach mit dem Bus über Mwanza und Arusha nach Daressalaam. Zanzibar. Darauf mit der Tazara (Eisenbahn) nach Kasama. Von da mit dem Bus zurück nach Mpulungu. Hier endlich das Boot einlagern. Über die Colomo-Falls und Mbala zurück nach Kasama. Tazarastrecke beenden bis Kaipiri Mposhi. Von hier mit dem Bus auf Lusaka. Danach weiter mit dem Bus nach Livingstone. Chobe-National-Park. Victoria-Falls. 4-Ländereck. Bus auf Lusaka. Flug auf Dubai. Dubai geniessen…

Am Freitag gings für meine zwei Partner auf die Rückreise in die Schweiz. Ein Abschied, wenn auch nicht für immer. Gute Heimreise! Ich werde als Backpacker noch etwas in Afrika bleiben und Tanzania entdecken und bereisen.

Letzter Materialtransport

Letzter Materialtransport

UND: Danke Jungs! Die Chance an einem solchen Projekt teilzunehmen bekommt echt nicht jeder. War eine geniale Zeit mit euch! – Wer weiss, vielleicht auf ein anderes Mal… 😉

Letzte Sicht auf den Bus

Letzte Sicht auf den Bus


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Die einzige Schule in Chikonde

Unser Projekt läuft nach wie vor super. Wenn wir auch inzwischen verletzungsbedingt (blessierter Fuss des Feldassistenten) nur noch zu dritt arbeiten.

Heute setzten wir uns aber für einmal nicht mit Fischen auseinander: Ein Schulprojekt stand auf dem Programm.

In den letzten Jahren förderte das Research-Team der Universität Bern, privat, immer eine Schule. Sei es mit Bänken, Fenstern, Heften oder einer ganzen Wandtafel. Dieses Jahr wurde die einzige Schule, auf der einzigen bewohnten Insel ausgewählt:
Crocodile-Island. Auf dieser Insel leben ungefähr 700 Menschen. Davon besuchen 160 Kinder die 1. bis 4. Klasse. Alle Kinder sind, notgedrungen in zwei Staffeln, in einem einzigen Klassenzimmer untergebracht. Es gibt da weder Bänke noch Stühle…

Crocodile-Island heisst nicht wegen der Krokodile so, sondern wegen der, wie das Tier aussehenden Silhouette der Insel. (Hätte es vor Chikonde Krokodile, würden wir dort nur ungern tauchen.)

Zurück zur hiesigen Schulbildung: Weil der Staat nur einen Lehrer bezahlt, werden am Morgen die 3. und 4. Klasse unterrichtet und am Nachmittag die 1. und 2. Klasse. Wir erfuhren ganz besonders eindrücklich, was das für viele Kinder bedeutet: Während der ganzen Dauer unseres Besuches spielten Kinder um unser Boot herum. Egal, ob nun der Lehrer unterrichtete, also Schule war, oder nicht.

Wir denken, das mangelnde Interesse der Kinder geht auf die wenig vorhandene Erziehung der Eltern zurück, welche sich leider lieber mit dem Alkohol, als mit den eigenen Kindern beschäftigen. Ein anderer, wenn auch eher seltener Grund, mag die hier herrschende Bildungsresistenz sein: „Wieso brauche ich als Fischer zu wissen, wo Sambia liegt? – Gehen dann mehr Fische ins Netz?“

Nach einer sehr interessanten Diskussion diesbezüglich mit dem Lehrer, machten wir zur Freude der Kinder noch einige Fotos mit einem Teil der aktuellen Klasse. Die Kinder lernten gerade schriftliches Multiplizieren, Dividieren, Subtrahieren und Addieren. Gesprochen wird nur auf Bemba und Lungu. Englisch könne er selbst nicht gut genug, verriet uns der Lehrer.

Wir hoffen zumindest, dass das privat eingesetzte Geld auch wirklich den Kindern in Form von Stühlen zu Gute kommt. Nächstes Jahr werden wir sicher nachschauen, ob die Headmänner den Vertrag eingehalten haben.

Als Dank lud uns der Haupt-Headman auf eine Schulbesichtigung, sowie eine anschliessende Inselführung ein. Bilder sagen bekanntlich mehr als Worte:

Chikonde von oben

Schulhaus von aussen

Schulhaus von aussen

Wandtafel

Einziges Klassenzimmer

Einziges Klassenzimmer

Klassenfoto

Klassenfoto

Ach ja, hier noch die ergrünte Landschaft.

Markt Mpulungu in der Nacht

Markt Mpulungu in der Nacht

Hafen Mpulungu in der Nacht

Hafen Mpulungu in der Nacht

Frachtschiff Mpulungu in der Nacht

Frachtschiff Mpulungu in der Nacht

Fahrt zur Lodge

Fahrt zur Lodge


Ein Kommentar

Kultur

Ja, schon wieder finden wir Zeit, für einen neuen Beitrag. Der Grund diesmal ist der definitive Ausfall von unserem Schiffsmotor. Aus noch unbekannten Gründen bekam dieser zuviel Wasser ab… Seither kann man ihn nicht mehr starten. Weil dies an einem Samstag passierte und an diesem Tag nie jemand arbeitet, wurde auch gleich der Sonntag mit zum „Dryday“ erklärt. – Am Montag sollte also der Motor abgeholt werden, damit er am Dienstag gegen Abend wieder einsetzbar sei. Ich lasse mich jetzt mal überraschen… Für Samstagnachmittag habe ich schon mal einen Kulturtrip für mich alleine geplant. (Die anderen geniessen lieber die Lodge.)

Kind im Baum

Kind im Baum

Während eines einstündigen Spaziergangs ins Fischerdorf Mpulungu, entdeckte ich eine neue Kuriosität. Neben der Schule pflückten einige Kinder Mangos, während andere die Schulbank drücken durften. Auf die Nachfrage, wieso sie denn lieber auf dem Baum sässen, als im Klassenzimmer, antwortete mir ein Junge: „The money the money.“ Für uns westliche Menschen ist das komplett unverständlich, weil doch gerade in diesem Land die Bildung extremst zukunftsweisend ist.

Markt am Boden

Markt am Boden

Markt am Boden

Markt am Boden

Beim späteren Über-den-traditionellen-Markt-schlendern, stellte ich fest, dass dieser fast nur noch Kleider im Angebot hat. Die Fische, welche es früher hier noch gab, werden heute von grossen Konzernen eingekauft, vor Ort tiefgefroren und abtransportiert…. Für den Eigenbedarf gibt es frische Fische aus dem See. Aber nur noch direkt vom Fischer.

Hier, in der Stadt gibt es unzählige kleine Betonhäuser, welche durch eine Mobilfunkgesellschaft finanziert werden, sodass sich „halbwegs gutsituierte“ Einwohner ein solches Haus leisten können. (Die gelbe Ansammlung diverser Shops gehört ebenfalls MTN!) (Airtel wäre dann rot.)

Wildwest Einkaufsgeschäft

Wildwest Einkaufsgeschäft

Und schon spaziere ich an den Fischzuchtbecken vorbei. Immer noch stehen diese da und klagen das fehlgschlagene Eingliedern nahrhafter Fische an. Zum meinem grossen Erstaunen werden diese Becken gar nicht mehr bewirtschaftet. Sie sind voll mit fauligem, grauem und stinkendem Wasser.- Entwicklungshilfe für Sambia: ein weiteres Mal in allen Punkten komplett fehlgeschlagen.

Kaputtes Maskenband, nach Bostichs

Fischzuchtbecken

Als ich heute vernahm, dass der amtierende Regierungspräsident verstorben sei, und Präsident ad interim der weisse Vizepräsident werde, waren viele Dorfbewohner darüber gar nicht glücklich. Ein schwarzes Land von einem weissen Mann regiert? Unverständlich für viele Menschen hier…

Zurück zu meinem Kulturgang: Eigentliches Ziel war, die einzige, laut tripadvisor.com, kultur-historische Sehenswürdigkeit in Mpulungu: Die NIAMKOLOG CHURCH. Folgendes war als Inschrift auf eine bronzene Tafel eingraviert: The London Missionary Society Mission here in Zambia 1883-4 and launched the first steamship the „Good News“ on the Lake. This church was built in 1895-6 and was used continuously for worship until 1908 when on account of sleeping sickness the hole population was moved back 10 miles from the Lakeshore.“

Gründungskirche Mpulungu

Gründungskirche Mpulungu

Sambischer Denkmalschutz

Sambischer Denkmalschutz

Auf dem Rückweg schaute ich noch kurz bei unserem Bootsbauer vorbei. Bisher konnte er nur ein wenig Farbe abschleifen. Das Material aus Südafrika sei auf dem Weg, informierte er mich… Zum Glück leiht er uns sein Ersatzboot bis dahin.

Leck im Boot

Leck im Boot

Neben den vielen Firmenhäfen stehen da auch Kühlhäuser, welche von Frauen bewacht werden. Nur Lastwagenfahrer sind befugt, Fische herauszutragen. Alle anderen Menschen dürfen den Fisch nur hineintragen! Die Dame an der Tür, mit dem Schlüssel in der Hand, fiel mir sofort auf. Ihr Kleid war makellos und sie trug Schmuck. Ein eher ungewohntes Bild. Nach kurzem Nachfragen durfte ich sie fotografieren. (Viele Leute hier, -besonders Kinder-, glauben immer noch, dass die Seele verloren ginge, wenn das Gesicht fotografiert würde.)

Afrikanische Mama

Afrikanische Mama

Ich habe noch schnell die beiden Inseln fotografiert, bevor ich mich zu Fuss auf den Heimweg gemacht hatte.

Crocodile Island vom Fischereihafen aus

Crocodile Island vom Fischereihafen aus

Mbita Island vom Fischereihafen aus

Mbita Island vom Fischereihafen aus

Im nächsten Blog werde ich einige Fotos vom See aus posten: Innerhalb der letzten Woche ergrünten alle Inseln. Hervorgerufen durch ein paar Tage Regen, fand eine traumhafte Verwandlung statt. Aus einer tristen, braun-grauen Landschaft wurde ein sattgrüner Augenschmaus! Das erstaunt und beeindruckt mich immer wieder aufs Neue.

Markt

Markt

Hier noch ein Kuriosum, das ich an der Tankstelle entdeckte: Ein roter Eimer, welcher gross mit „FIRE“ beschriftet ist, wurde zwischenzeitlich bis unter den Rand mit Öl gefüllt! Wahrscheinlich ist der Eimer einfach nicht mehr zum Feuer löschen da, sondern vielmehr zum Feuer machen. Oder aber -dritte Möglichkeit- die Schrift soll verhindern, dass jemand speziell dort, Feuer macht…

Sicherheit an der Tankstelle

Sicherheit an der Tankstelle

Zu Hause angekommen, forderte mich die Lodgemanagerin auf, einmal einen Blick in ihre Küche zu werfen. Ich weiss jetzt, ihre Küche ist eine Feuerstelle und ganz ganz viel Improvisation auf bescheidenstem Niveau.

Nachtessen frisch aus dem See

Nachtessen frisch aus dem See

Auch sehr beeindruckt hat mich ihr kleiner Gemüsegarten, den sie mit viel Liebe angelegt hatte und jetzt mit grosser Sorgfalt pflegt. Diese Gemüsebeete sind eine grosse Seltenheit in diesem Land! Mhhhh! Ich freue mich auf das Abendessen: Gemüse und Fisch!

Garten

Garten

Heute: Der Motor ist repariert und läuft wieder! Wir können also von Sonnenaufgang, bis Sonnenuntergang, mit diversen Pausen versteht sich, (wir sind immer noch etwas angeschlagen von diversen Blessuren geplagt) tauchen gehen. Somit sollte unser Projekt bis Mitte November endgültig im Trockenen sein. Bereits tüfteln wir über eine bahnbrechende Studie nach, zu welcher wir noch Daten sammeln könnten. (Natürlich nur, wenn die Hauptarbeit erledigt wurde.) Neben den Flossenbändern, meinem Maskenband, ein paar Schläuchen und einer ersten Stufe ist bisher so ziemlich alles heil geblieben. Erstaunlich, da wir ja fast von Sonnenaufgang bis Sonnnuntergang damit tauchen.

Kaputtes Maskenband, nach Bostichs

Kaputtes Maskenband, nach Bostichs

Kaputte Flossenhalterung

Kaputte Flossenhalterung

Sonneuntergangs Auftauch-Selfie

Sonneuntergangs Auftauch-Selfie

Mit diesem Sonnenuntergang verabschiede ich mich ein weiteres Mal, und freue mich in einigen Tagen, die Fotos der ergrünten Landschaft online zu stellen. Bis bald,

Sonnenuntergang

Sonnenuntergang