julianriederer

Adventure Lake Tanganyika

Kultur

Ein Kommentar

Ja, schon wieder finden wir Zeit, für einen neuen Beitrag. Der Grund diesmal ist der definitive Ausfall von unserem Schiffsmotor. Aus noch unbekannten Gründen bekam dieser zuviel Wasser ab… Seither kann man ihn nicht mehr starten. Weil dies an einem Samstag passierte und an diesem Tag nie jemand arbeitet, wurde auch gleich der Sonntag mit zum „Dryday“ erklärt. – Am Montag sollte also der Motor abgeholt werden, damit er am Dienstag gegen Abend wieder einsetzbar sei. Ich lasse mich jetzt mal überraschen… Für Samstagnachmittag habe ich schon mal einen Kulturtrip für mich alleine geplant. (Die anderen geniessen lieber die Lodge.)

Kind im Baum

Kind im Baum

Während eines einstündigen Spaziergangs ins Fischerdorf Mpulungu, entdeckte ich eine neue Kuriosität. Neben der Schule pflückten einige Kinder Mangos, während andere die Schulbank drücken durften. Auf die Nachfrage, wieso sie denn lieber auf dem Baum sässen, als im Klassenzimmer, antwortete mir ein Junge: „The money the money.“ Für uns westliche Menschen ist das komplett unverständlich, weil doch gerade in diesem Land die Bildung extremst zukunftsweisend ist.

Markt am Boden

Markt am Boden

Markt am Boden

Markt am Boden

Beim späteren Über-den-traditionellen-Markt-schlendern, stellte ich fest, dass dieser fast nur noch Kleider im Angebot hat. Die Fische, welche es früher hier noch gab, werden heute von grossen Konzernen eingekauft, vor Ort tiefgefroren und abtransportiert…. Für den Eigenbedarf gibt es frische Fische aus dem See. Aber nur noch direkt vom Fischer.

Hier, in der Stadt gibt es unzählige kleine Betonhäuser, welche durch eine Mobilfunkgesellschaft finanziert werden, sodass sich „halbwegs gutsituierte“ Einwohner ein solches Haus leisten können. (Die gelbe Ansammlung diverser Shops gehört ebenfalls MTN!) (Airtel wäre dann rot.)

Wildwest Einkaufsgeschäft

Wildwest Einkaufsgeschäft

Und schon spaziere ich an den Fischzuchtbecken vorbei. Immer noch stehen diese da und klagen das fehlgschlagene Eingliedern nahrhafter Fische an. Zum meinem grossen Erstaunen werden diese Becken gar nicht mehr bewirtschaftet. Sie sind voll mit fauligem, grauem und stinkendem Wasser.- Entwicklungshilfe für Sambia: ein weiteres Mal in allen Punkten komplett fehlgeschlagen.

Kaputtes Maskenband, nach Bostichs

Fischzuchtbecken

Als ich heute vernahm, dass der amtierende Regierungspräsident verstorben sei, und Präsident ad interim der weisse Vizepräsident werde, waren viele Dorfbewohner darüber gar nicht glücklich. Ein schwarzes Land von einem weissen Mann regiert? Unverständlich für viele Menschen hier…

Zurück zu meinem Kulturgang: Eigentliches Ziel war, die einzige, laut tripadvisor.com, kultur-historische Sehenswürdigkeit in Mpulungu: Die NIAMKOLOG CHURCH. Folgendes war als Inschrift auf eine bronzene Tafel eingraviert: The London Missionary Society Mission here in Zambia 1883-4 and launched the first steamship the „Good News“ on the Lake. This church was built in 1895-6 and was used continuously for worship until 1908 when on account of sleeping sickness the hole population was moved back 10 miles from the Lakeshore.“

Gründungskirche Mpulungu

Gründungskirche Mpulungu

Sambischer Denkmalschutz

Sambischer Denkmalschutz

Auf dem Rückweg schaute ich noch kurz bei unserem Bootsbauer vorbei. Bisher konnte er nur ein wenig Farbe abschleifen. Das Material aus Südafrika sei auf dem Weg, informierte er mich… Zum Glück leiht er uns sein Ersatzboot bis dahin.

Leck im Boot

Leck im Boot

Neben den vielen Firmenhäfen stehen da auch Kühlhäuser, welche von Frauen bewacht werden. Nur Lastwagenfahrer sind befugt, Fische herauszutragen. Alle anderen Menschen dürfen den Fisch nur hineintragen! Die Dame an der Tür, mit dem Schlüssel in der Hand, fiel mir sofort auf. Ihr Kleid war makellos und sie trug Schmuck. Ein eher ungewohntes Bild. Nach kurzem Nachfragen durfte ich sie fotografieren. (Viele Leute hier, -besonders Kinder-, glauben immer noch, dass die Seele verloren ginge, wenn das Gesicht fotografiert würde.)

Afrikanische Mama

Afrikanische Mama

Ich habe noch schnell die beiden Inseln fotografiert, bevor ich mich zu Fuss auf den Heimweg gemacht hatte.

Crocodile Island vom Fischereihafen aus

Crocodile Island vom Fischereihafen aus

Mbita Island vom Fischereihafen aus

Mbita Island vom Fischereihafen aus

Im nächsten Blog werde ich einige Fotos vom See aus posten: Innerhalb der letzten Woche ergrünten alle Inseln. Hervorgerufen durch ein paar Tage Regen, fand eine traumhafte Verwandlung statt. Aus einer tristen, braun-grauen Landschaft wurde ein sattgrüner Augenschmaus! Das erstaunt und beeindruckt mich immer wieder aufs Neue.

Markt

Markt

Hier noch ein Kuriosum, das ich an der Tankstelle entdeckte: Ein roter Eimer, welcher gross mit „FIRE“ beschriftet ist, wurde zwischenzeitlich bis unter den Rand mit Öl gefüllt! Wahrscheinlich ist der Eimer einfach nicht mehr zum Feuer löschen da, sondern vielmehr zum Feuer machen. Oder aber -dritte Möglichkeit- die Schrift soll verhindern, dass jemand speziell dort, Feuer macht…

Sicherheit an der Tankstelle

Sicherheit an der Tankstelle

Zu Hause angekommen, forderte mich die Lodgemanagerin auf, einmal einen Blick in ihre Küche zu werfen. Ich weiss jetzt, ihre Küche ist eine Feuerstelle und ganz ganz viel Improvisation auf bescheidenstem Niveau.

Nachtessen frisch aus dem See

Nachtessen frisch aus dem See

Auch sehr beeindruckt hat mich ihr kleiner Gemüsegarten, den sie mit viel Liebe angelegt hatte und jetzt mit grosser Sorgfalt pflegt. Diese Gemüsebeete sind eine grosse Seltenheit in diesem Land! Mhhhh! Ich freue mich auf das Abendessen: Gemüse und Fisch!

Garten

Garten

Heute: Der Motor ist repariert und läuft wieder! Wir können also von Sonnenaufgang, bis Sonnenuntergang, mit diversen Pausen versteht sich, (wir sind immer noch etwas angeschlagen von diversen Blessuren geplagt) tauchen gehen. Somit sollte unser Projekt bis Mitte November endgültig im Trockenen sein. Bereits tüfteln wir über eine bahnbrechende Studie nach, zu welcher wir noch Daten sammeln könnten. (Natürlich nur, wenn die Hauptarbeit erledigt wurde.) Neben den Flossenbändern, meinem Maskenband, ein paar Schläuchen und einer ersten Stufe ist bisher so ziemlich alles heil geblieben. Erstaunlich, da wir ja fast von Sonnenaufgang bis Sonnnuntergang damit tauchen.

Kaputtes Maskenband, nach Bostichs

Kaputtes Maskenband, nach Bostichs

Kaputte Flossenhalterung

Kaputte Flossenhalterung

Sonneuntergangs Auftauch-Selfie

Sonneuntergangs Auftauch-Selfie

Mit diesem Sonnenuntergang verabschiede ich mich ein weiteres Mal, und freue mich in einigen Tagen, die Fotos der ergrünten Landschaft online zu stellen. Bis bald,

Sonnenuntergang

Sonnenuntergang

Autor: julianriederer

I'm a biology student at the University of Bern.

Ein Kommentar zu “Kultur

  1. Lieber Julian,

    höre ich da etwas Melancholie, dass die Arbeiten schon bald vorbei sind ?? Ich hoffe, dass noch schöne 1.5 Monate vor Euch liegen. Noch einmal vielen Dank für die tollen Bilder und die Blogeinträge.

    Viele Grüsse
    Hannes

Hinterlasse einen Kommentar