julianriederer

Adventure Lake Tanganyika

Die Liemba

4 Kommentare

Da war ich nun also. Mpulungu mit Leichtgepäck. Laut dem Marinebüro in Kigoma sollte die Liemba um 16.00 Uhr in Mpulungu ablegen. „Kann ja nicht schaden, vorzeitig einmal vorbeizuschauen“, dachte ich mir. Der Chief of Harbour schien ähnlich erfreut zu sein über die leere Anlegestelle wie ich. „No Liemba. At morning Liemba!“ Vom Immigrationsoffice erfuhr ich, dass sich am Morgen schon „red-with-withe-cross-passport-holder“, nach der Liemba erkundigt hatten. Das freute mich sehr.

Hafenoffice

Hafenoffice

Wiederum zurück bei Thomas, gab es erst einmal ein kühles Bier. Thomas verkörpert „den-Sambier-der-die-Welt-verändern-könnte“. Die Universität Bern pflegt seit Jahren eine gute Freundschaft mit ihm. Inzwischen besitzt Thomas das „Harbor Inn“, ein recht grosses Ressort, mit versteckten Guesthouses, einer grossen Bar inkl. Beamer (!) und einem Restaurant. Sofort setzte er sich zu mir. Ob ich denn wieder auf Kasakalawe spaziere? – Habe ich eine andere Wahl? – Verbring die Zeit hier! Ganz der Geschäftsmann; durch und durch! Weit gefehlt. Er lud mich zu sich nach Hause ein! Auf dem Menüplan standen Hamburger! Der Tag war endgültig gerettet, als ich sein Guesthouse sah: Doppelbett und Ventilatoren im Zimmer! Den Abend liessen wir bei kühlem Bier im privaten Whirlpool ausklingen.

Luxusguesthouse

Luxusguesthouse

05:51: Riesenkater. Rrrrrrrrrrrrt! Rrrrrrrrrrrrt! Der Immigrationsofficer persönlich. Er entschuldigte sich für das frühe Anrufen. Die Liemba sei nun in Sichtweite. – Nach kurzer Dusche, kletterte ich auf den nächsten Baum. Von hier aus machte ich auch das folgende Bild. (Das Krokodil forderte meine ganze Aufmerksamkeit…

Krokodil vor Mbita Island

Krokodil vor Mbita Island

Nahaufnahme Krokodil

Nahaufnahme Krokodil

Glücklicherweise trafen wir beim Einchecken einen vierten „Muzungu“. Er kam aus Kanada. – Anstelle meiner gebuchten First Class Kabine konnten wir nach gegenseitiger Absprache die FAMILIENKABINE beziehen. Diese hatte eine eigene Dusche und Toilette! Zusammen mit einem Schweizer Ehepaar das sich ebenfalls zu uns gesellt hatte nahmen wir also die Kabine in Beschlag. Es hat einfach super gepasst. Im Nachhinein, die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. (Ein Bad mit vier Muzungus zu teilen ist halt wesentlich angenehmer, als ein Bad mit 100 Afrikanern teilen zu müssen.)

Unser EIGENES Bad

Unser EIGENES Bad

Unsere Kojen

Unsere Kojen

Eingang in unsere Kabine

Eingang in unsere Kabine

Unterwegs auf dem Schiff: Von der Brücke aus ging es vorbei an VIP-Kabinen, Rettungsbooten, Verladekran, Kombüsen, Messe, Bar und Living-Bänken runter in die zweite Klasse. Der Unterschied war beeindruckend: Kaum Licht, eng, und dann eine gewaltige Geruchsexplosion… Ich wollte noch einen Blick in die dritte Klasse werfen: Kein Tageslicht, Metallbänke und so viel Lärm… Mit einem flauen Gefühl im Magen und einem grossen, schlechten Gewissen, kehrte ich von meiner Erkundungstour zurück in unsere luxuriöse Kabine… Zu krass die Unterschiede in diesem Land! Impressionen:

Ersatz-Notstromaggregat

Ersatz-Notstromaggregat

Feuerwehrequipment

Feuerwehrequipment

Naechtliches Umladen

Naechtliches Umladen

Warenumschlag

Warenumschlag

An dieser Stelle verzichte ich bewusst auf die Geschichte über die turbulente Vergangenheit der Liemba. Das können andere Leute definitiv besser: „Von GOETZEN bis LIEMBA: Auf Reisen mit einem Jahrhundertschiff“, Sarah Paulus und Rolf G. Wackenberg, ISBN: 978-3000420504 – Dieses Buch lag übrigens im Kontrollraum neben der Schalttafel… Später mehr dazu.

Frühstück

Frühstück

Das Essen an Bord schmeckte echt super! Reis, Frites, Spaghetti, Bohnen, Huhn, Fisch, Beef, Ananas, Mango und Äpfel! Alles war verfügbar und gekonnt gewürzt. Schade nur, dass das Ende dieses kulinarischen Vergnügens immer näher rückte. – Sehr selten wussten wir jedoch, wo sich die Liemba gerade befand.

Wo sind wir?

Wo sind wir?

Inzwischen begann es zu regnen. Tanzania ist doch tatsächlich humider als Sambia. Der Regen hielt an. An Bord sammelten sich kleine Seen. Ich aber genoss es vorerst der Hitze entkommen zu sein.

Verbotsbeschriftung

Verbotsbeschriftung

Nachmittags-Entertainment: Justin, der Chief-Ingineer führte mich durch die (immer offenstehende!) Tür, ins Herz „Double-Heart“ der Liemba. Wieso die Türe offen steht? – KÜHLUNG! Der alte Schornstein zieht Luft nach, dabei wird zugleich frische Luft in die 2./Crew Klasse gesogen. Damit bei stets offener Türe niemand unbefugt den Raum betritt, wurde auf die Innenseite in Suahili und Englisch ein Verbot aufgepinselt…

Blick in den Kontrollraum

Blick in den Kontrollraum

Der ohrenbetäubende Lärm verhinderte leider genauere Erläuterungen über die Motoren, Kompressoren, Generatoren und Pumpen. (Übrigens werden auf der Strecke Mpulungu – Kigoma 12’500 Liter Diesel verbrannt!) Wir verliessen den Motorenraum und gingen in den schalldichen Kontrollraum. Zu meinem Erstaunen lag da neben dem Schaltpult ein deutsches Buch: Das Liemba-Buch. Mir wurde erläutert, dass Titus, der langjährige Kapitän, das Buch von Deutschen als Geschenk erhielt. Mit Widmung. Weiter erfuhr ich, dass Titus nun der Kapitän eines, unter italienischer Flagge fahrenden, Forschungsschiffs sei. Es suche nach Erdöl im Lake Tanganyika…

Liemba-Buch im Controlraum

Liemba-Buch im Controlraum

Die Männer hier verbringen zu dritt, – der Ingenieur, sein Lehrling/Assistent und der Mechaniker – vier Stunden am Stück im Kontrollraum. Danach werden sie abgelöst und haben vier Stunden Pause. Nach vier Stunden müssen sie wieder in den Kontrollraum zurück. So geht es während der ganzen Überfahrt. Zurück zum Buch. Ob ich das Buch kenne; und ob ich die Sprache verstehe, wurde ich gefragt. So kam es, dass ich ihnen das Kapitel „Doubleheart“ laufend übersetzte. Immer wieder wurde ich von den interessierten Zuhörern durch Nachfragen unterbrochen.

[Vorlesungszeit]

Anschliessend bekam ich nochmal eine vollständige Schiffsführung. Es fehle Geld, um alles neu zu machen war der stete Tenor. Folge: An einigen Orten standen Plastikeimer unter undichten Rohren. Nicht genug damit, an einem Ort entdeckte ich funkensprühende Drähte. Dann das Herzstück, neben den Motoren: Die Steuerung. Weil das Ruder und die Speedregler auf der Brücke und die Controlpanels im Controlroom nicht mehr funktionierten, gab es Blinklampen, welche an einen Telegraph gekoppelt waren. Mit insgesamt zehn Knöpfen wurden die zwei Motoren und das Ruder gesteuert. Das hiess, wenn der Kapitän auf der Brücke „den Knopf“ drückte, leuchtete im Kontrollraum eine Lampe, worauf der Ingenieur den Kontrollraum verliess, um den Hebel am entsprechenden Motor in die gewünschte Richtung zu legen.

Motoren-Remote

Motoren-Remote

Drei Stunden später ertönte ein weiteres Mal das Schiffshorn, worauf die Liemba stoppte. Wo waren wir? Die Liemba hatte nun schon 1,5 Tage Verspätung. Draussen war es bereits finster und es regnete einmal mehr. Dann die Durchsage des Kapitäns: Wir würden die Nacht vor Kigoma ankern, der Hafen habe bereits geschlossen…

Hafen von Kigoma

Hafen von Kigoma

So verbrachten wir „privilegierten Muzungus“ den letzten Abend auf dem Schiff mit Twist und Tusker.

Kartenspiel

Kartenspiel

Übrigens: Meine Britischen Mitreisenden, wie auch das Schweizer Paar unterhalten ebenfalls einen Blog: http://www.canvasandwheels.com und http://www.oberlisontour.blogspot.com

Sonnenuntergang

Sonnenuntergang

Und? Genau! Hier der Sonnenuntergang vom Schiff aus. (Morgen folgt dann der Kigoma-Blog!)

Noch eine Information zu den Bildern: Da meine Kamera keine Verbindung mit dem iPhone erstellen kann, folgen die Bilder zu einen späteren Zeitpunkt.

Autor: julianriederer

I'm a biology student at the University of Bern.

4 Kommentare zu “Die Liemba

  1. Nach unzähligen Versuchen, mit einer Stelle in Kigoma Kontakt zu bekommen, wo man Tickets für die Liemba buchen kann, frage ich nun doch mal nach, wie dir das gelungen ist. Rita

    • Hallo Rita

      Ich bin von Mpulungu nach Kigoma gereist. Umgekehrt habe ich keine Ahnung. In Mpulungu gibt keine Möglichkeit einer Buchung. Am besten fragst Du Dich am Tag vor der Ankunft durch. Die Kabinen werden sowieso erst kurz vor Abfahrt vergeben. Dort heisst es dann als erstes bereitstehen. (Ich kann die Familenkabine wärmstens empfehlen!)

      Hier solltest Du die ungefähren Abfahrtszeiten ausfindig machen können: https://liemba.wordpress.com/2015/09/15/die-liemba-faehrt/

      Viel Erfolg! Lass es uns wissen ob es geklappt hat!
      Grüsse aus der kalten Schweiz

      • Danke dir. Zu erfahren ist zumindest, dass die gute alte Liemba zur Zeit fährt. Hoffe, dass sie länger durchhält und werde nochmal checken, ob der Start in Kigoma oder in Mpulungu für uns günstiger ist. Wenn das Schiff in Kigoma am 9.2. starten würde (das entspricht dem derzeitigen Plan: jeder 1. und 3. Mittwoch im Monat), dann ist es etwa wann in Mpulungu? In Tansania habe ich paar Reiseerfahrungen, in Sambia leider noch nicht, wenn man mal von den VicFalls absieht. Mpulungu ist über Johannesburg erreichbar. Ist es ok, dort ein paar Tage zu verbringen und auf das Schiff zu warten?
        Klar würde ich berichten, falls die Fahrt tatsächlich zustande kommt.

      • Hallo Rita
        In meinem Fall lief die Liemba am späteren Samstagnachmittag aus. Erkundige Dich aber bitte direkt vor Ort.

        Mpulungu ist relativ einfach von den Victoria Falls erreichbar. – Die Busse fahren mehrmals täglich von Livingstone nach Lusaka (8h).Von Lusaka gibt es verschiedene, inzwischen recht regelmässig verkehrende Busse direkt nach Mpulungu (20h). Ein Zwischenstopp in Kasama oder Mbala lohnt sich auf jeden Fall! Ein guter Freund schwärmte erst kürzlich über den „South Luangwa National Park“.

        Falls Du Zeit hast, und meinen gesamten Blog liest, wirst Du selbst bemerken, dass jedermann mehrere Tage in Mpulungu verbringen kann. Falls Du wirklich entspannen möchtest empfehle ich Dir die Science Lodge neben Kasakalawe. 😉

        Ich wünsche Dir eine gute Reise!

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